Über

Franz von Liszt

Franz von Liszt (* 2. März 1851 – † 21. Juni 1919) war ein deutscher Strafrechtswissenschaftler und Völkerrechtler. Er studierte in Wien und wurde dort 1874 zum Dr. jur. promoviert. Im Anschluss an die Habilitation in Graz und Stationen in Gießen, Marburg und Halle war er von 1898 bis zu seinem Tod 1919 Professor für Strafrecht und Völkerrecht an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin. 1912–1918 gehörte er für die Fortschrittliche Volkspartei dem Deutschen Reichstag an.

Franz von Liszt war der Begründer der sog. Modernen Schule des Strafrechts, welche die Entwicklung des Strafrechts wesentlich und nachhaltig beeinflusst hat. Sein erstmals 1881 erschienenes Lehrbuch des deutschen Strafrechts wurde bis zu seinem Tod in 22 Auflagen verlegt und erschien letztmals in der von Eberhard Schmidt bearbeiteten 26. Auflage 1932. 

Während der NS-Dikatur wurden einige kriminalpolitische Forderungen von Liszts aufgegriffen. Nicht zuletzt deshalb wird sein strafrechtliches Werk aus heutiger Sicht teilweise kritisch bewertet.

Mit Franz von Liszt eng verbunden sind auch die Internationale Kriminalistische Vereinigung (IKV) sowie die Zeitschrift für die Gesamt Strafrechtswissenschaft (ZStW). Akademische Schüler Franz von Liszts waren u.a.
Gustav Radbruch und Eberhard Schmidt.

Neben seinem strafrechtlichen Oeuvre sind seine Arbeiten auf dem Gebiet des Völkerrechts hervorzuheben, insbesondere sein Lehrbuch, das zwischen 1898 und 1919 in elf Auflagen erschien.

Zum 100. Todestag von Franz von Liszt

Aus Anlass des 100. Todestages von Franz von Liszt hat die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin  zahlreiche Materialien und Dokumente zusammengetragen.

Das Institut

Das Institut bündelt die an der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführten Aktivitäten auf dem Gebiet des Internationalen Strafrechts. Bearbeitet werden insbesondere die Themenfelder Völkerstrafrecht, Europäisches Strafrecht, ausländisches und vergleichendes Strafrecht sowie die internationalen Bezüge des deutschen Strafrechts.

Namensgebend für das Institut ist der Straf- und Völkerrechtler Franz von Liszt, der von 1898 bis zu seinem Tod im Jahre 1919 an der Berliner Universität, der heutigen Humboldt- Universität zu Berlin, lehrte und forschte.

Das Institut verfügt über eine umfangreiche Sammlung strafrechtlicher Literatur und bietet Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern die Möglichkeit zu Forschungsaufenthalten.

Im Rahmen der Humboldt International Criminal Law Discussion Group werden regelmäßig Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus dem In- und Ausland eingeladen, um ihre Forschungsergebnisse vorzustellen oder über aktuelle Fragen ihrer Tätigkeit zu berichten.

Das Institut wurde Anfang der 2000er Jahre an der Juristischen Fakultät der Humboldt- Universität zu Berlin eingerichtet. Es  stützt sich im Wesentlichen auf die Ressourcen des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Juristische Zeitgeschichte.

Das Institut wird geleitet von Prof. Dr. Florian Jeßberger. Mitglieder des Instituts sind die an der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität tätige Wissenschaftler*innen. Begleitet wird die Tätigkeit des Instituts durch einen internationalen Beirat.

Franz von Liszt und das Internationale Strafrecht

Im Folgenden sind einige zentrale Texte zu Themen an der Schnittstelle von Strafrecht und Völkerrecht abrufbar:

Liszt-Bibliothek

Das durch von Liszt 1888 in Marburg gegründete, später nach Halle und 1899 nach Berlin überführte Kriminalistische Seminar war berühmt für seine in Umfang und Qualität herausragende Bibliothek, die sich überwiegend aus der Privatbibliothek von Liszts und zum geringeren Teil aus staatlich finanzierten Beständen zusammensetzte. 

Als von Liszt nach Berlin berufen wurde, blieb sein Seminar institutionell wie auch örtlich eine gesonderte Einheit innerhalb der Juristischen Fakultät. Mitsamt der großen Bibliothek war es in eigens dazu angemieteten Räumen in Charlottenburg untergebracht. Im Frühjahr 1912 schenkte von Liszt den privaten Anteil seiner Bibliothek der Berliner Universität – der heutigen Humboldt-Universität – und auch der aus Staatsmitteln angeschaffte Teil wurde Eigentum der Juristischen Fakultät. Mit einem Schlag wurden dadurch die Buchbestände der Berliner Juristischen Fakultät mehr als verdoppelt.

Auch in den Folgejahren wurde die von Liszt- Sammlung als weltweit geschätzte Spezialbibliothek für internationales Strafrecht weitergeführt und ausgebaut. 1929 umfasste sie ca. 30.000 Bände. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie ausgelagert und erlitt schwere Verluste. Ein Kernbestand aber blieb erhalten und wurde nach dem Krieg teilweise in die Juristische Zweigbibliothek der Humboldt-Universität integriert. Der übrige Teil wurde magaziniert und lagerte ebenfalls in der Juristischen Fakultät in der »Kommode« am Bebelplatz.

Seit 2012 wird die Sammlung im Jacob- und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Universitätsbibliothek aufbewahrt. Zwei spezielle historische Kataloge erschließen die Bestände: der frei zugängliche Alphabetische Zettelkatalog sowie der Systematische Bandkatalog, der sich in der Abteilung Historische Sammlungen der UB befindet. Zeitschriften und sonstige Periodika der von Liszt-Bibliothek sind in der Zeitschriften- Datenbank erfasst. Im Forschungslesesaal des Grimm-Zentrums können die Bestände eingesehen werden.

(Auszug aus: Helena Winterhager, Jahresbericht der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität 2017, 26 f.)

Literatur über Franz von Liszt

  • M. Frommel, Liszt, Franz v., Neue Deutsche Biographie, Band 14 (1985), 704 ff.
  • F. Herrmann, Das Standardwerk. Franz von Liszt und das Völkerrecht, 2001.
  • H.-H. Jescheck (Hrsg.), Franz von Liszt zum Gedächtnis, 1969.
  • A. Koch & M. Löhnig (Hrsg.), Die Schule Franz von Liszts – Sozialpräventive Kriminalpolitik und die Entstehung des modernen Strafrechts?, 2016.
  • M. Kubiciel, Einheitliches europäisches Strafrecht und vergleichende Darstellung seiner Grundlagen, JZ 2015, 64 ff.
  • F. Munoz Conde, Das Erbe Franz von Liszts, Festschrift Hassemer 2010, 535 ff.
  • G. Radbruch, Franz von Liszt, Gustav Radbruch Gesamtausgabe, Bd. 16, 1988, 25 ff.
  • T. Stäcker, Die allgemeine Auseinandersetzung mit der Franz von Liszt-Schule, 2012.